Am Wochenende nach Pfingsten
war es endlich soweit, Mandoline hatte aufgenommen und wir
konnten sie endlich abholen. ( Mandoline war zum Decken in der
Schweiz bei Quinto, in Reutigen). Wir fuhren Freitagnachmittag los
und übernachteten in Bern um Samstagmorgen frisch in Reutigen
anzukommen.
Ich war überglücklich meine Nase wieder in Mandolines Mähne stecken zu können. Für mich ist der Duft
einfach einmalig. Mandoline schaute etwas erstaunt als ich ankam
"Hey was machst du denn hier". Sie sah bombig aus, es ging ihr
also hervorragend. Wir verbrachten den Vormittag mit Familie
Kappeler (Besitzer von Quinto) und Tanja Kernen, indem wir Gespräche
über die Freibergerzucht im Allgemeinen und im Besonderen
führten.
Am Nachmittag hatte Klaus Kappeler eine
Überraschung für uns. Wir würden eine Kutschfahrt mit Quinto
machen. Ich war natürlich wahnsinnig gespannt. Beim Anschirren
war Quinto die Ruhe selbst und stand wie eine Eins, es gab kein
Hinundhergetrippel und keine Unruhe. Als dann alles fertig
war und wir anfuhren merkte man ganz deutlich seine Freude an
der Arbeit. Quinto hat einen unglaublichen Trab und der kam auch
vor der Kutsche fantastisch zur Geltung. Da Quinto seinen Trab
meist auch vererbt bin ich guter Dinge, dass unser Fohlen seine
Gänge vom Vater erben wird. Wir fuhren auf einem Weg zwischen
Feldern und bogen dann auf eine Straße ab. die auch von einigen
Autos und Motorrädern befahren wurde. Dann kamen wir an einer
kleinen Wasserschleuse vorbei, das aufgestaute Wasser lief wie
ein kleiner Wasserfall in einen Bachlauf. Eine kleine Brücke
führte zu einem malerischen Häuschen dahinter. Als wir an einem Shetty-Hengst
vorbeifuhren machte Quinto einen Kragen lief aber brav in seiner
Spur. Ich finde es ist sein gutes Recht anderen Hengsten zu
zeigen wie schön er ist. Wir durchquerten einen Bach und
gelangten in ein Waldstück: Hunde, Fahrradfahrer etc. nichts
davon brachte Quinto aus der Ruhe. Ich bin allerdings aus der
Ruhe gebracht worden, denn als wir ein Stückchen weiterfuhren
fing es auf einmal höllisch an zu knallen. Ich habe mich glaube
ich in dem Moment an der Kutsche festgekrallt weil ich überzeugt war, dass Quinto jetzt durchgehen wird. Ich wäre fast
durchgegangen, ich hasse Knallerei. Aber auch hier zeigte Quinto
keine Scheu, er wirkte nicht einmal aufgeregt. Klaus erklärte, dass dort ein Schiessplatz wäre. Wir fuhren wirklich
direkt daran vorbei, aber Quinto war damit nicht aus der Ruhe zu
bringen. Quintos Leistungswille ist erstaunlich, er wollte
arbeiten. Bei allem Eifer war Quinto aber jederzeit leicht
regulierbar. Auch die Stimmkommandos von Klaus kamen sofort
durch. Außerdem sah er vor der Kutsche natürlich umwerfend chic
aus.
Keines der Gerüchte über die Q-Linie hat sich
bei Quinto bestätigt und ich bin wirklich froh darüber, dass ich
mich selber auf den Weg gemacht habe herauszufinden was hinter
dem fragwürdigen Ruf
steckt. Ob man nun den ganz klassischen oder den modernen
Freiberger bevorzugt ist letztlich eine Geschmacksfrage, die sich
jeder selber beantworten kann. Aber ich finde es mehr als
schade, dass die Q-Pferde nicht als das gewürdigt werden was sie
sind, nämlich sehr schöne und vielseitige Sport und
Freizeitpferde.